Gelegentliche Mundtrockenheit bietet kaum Anlass zur Sorge. Wird der trockene Mund jedoch zum Normalzustand, können unschöne Folgen auftreten. Gerade für die Gruppe an Patienten, die unter Hyposalivation leiden, aber keine subjektive Trockenheit verspüren, ist es wichtig, die Anzeichen zu kennen und einen eventuellen Besuch bei HNO oder Zahnarzt in Erwägung zu ziehen. In diesem Artikel verschaffen wir Ihnen einen Überblick.
Mögliche Zahnschäden
Wer an den Mund in Verbindung mit Krankheiten denkt, der wird vermutlich zunächst an seine Zähne denken. Wer auch hier so denkt, liegt richtig. Fehlender Speichel oder dessen veränderte Zusammensetzung kann teilweise katastrophale Folgen für das Gebiss haben. So kann eine Änderung im pH-Wert des Speichels die Zähne für allerlei Bakterien angreifbar machen. Die Folge ist der Klassiker unter den Zahnerkrankungen – Karies. Eine Veränderung des Säuregehalts in der Mundhöhle kann des weiteren auch unmittelbare Konsequenzen haben, indem nicht nur die Grundlage für andere Übeltäter geschaffen wird, sondern indem das “neue” biologische Klima sich aktiv gegen die Zähne richtet. Wird beispielsweise zu wenig Speichel produziert, können die Zähne nicht ordentlich remineralisiert werden, wodurch diese strukturellen Schaden nehmen. Insbesondere wenn Sie mit den Zähnen knirschen, kann das zu Zahnerosion führen.
Auswirkungen auf die Mundflora
Mundtrockenheit kann zudem eine Reihe von Folgen haben, die zwar das Gebiss an sich nicht schädigen, allerdings andere Unannehmlichkeiten in der Mundhöhle auslösen. Besonders zu nennen ist hier die Zunge. Wenn der ständige Kontakt mit Speichel ausbleibt, oder reduziert wird, wird Ihre Zunge rissig und merklich klebrig. Das kann wiederum zu Schwierigkeiten beim Essen führen. Diese Schluck- und Kauprobleme werden auch durch das Fehlen von Speichel alleine verstärkt, da dieser bereits einen großen Anteil in den ersten Schritten der Nahrungsverdauung leistet. Ähnlich wie bei den Zähnen profitieren auch auf der Zunge Bakterien von einem niedrigen pH-Wert. Es bildet sich ein merklicher Film. Dieser kann zum Geschmacksverlust führen. Im schlimmsten Fall kann sich die Zunge mit Hefepilzen infizieren. Eine solche Infektion ist leicht erkennbar an der weiß-gelblich belegten Oberfläche und einer arg zerfurchten Textur.
Ein weiteres Problem, das sehr präsent in Verbindung mit Xerostomie und Hyposalivation auftritt, ist Mundgeruch. Grundsätzlich hat jeder Mensch einen Mundgeruch. Dieser entsteht durch die Bakterien der Mundflora. Diese hilft uns beim Abbau von Essensresten, zersetzen tote Zellen und auch bestimmte Speichelbestandteile. Unser Körper ist dabei darauf trainiert, eben diese Gerüche, die von einer gesunden Mundflora ausgeatmet werden, als neutral bzw. geruchsfrei wahrzunehmen. Es besteht allerdings auch hier ein empfindliches biologisches Klima. Ändert sich der Säuregehalt im Mund, ändert sich auch die bakterielle Zusammensetzung der Mundflora, wodurch sich auch das Verhältnis der ausgeatmeten Gase verändert. Dieses modifizierte Gemisch nehmen wir als Mundgeruch wahr. Bei Mundtrockenheit wird dies noch extra begünstigt durch Bakterien und Pilze, die im Normalfall nicht in der Mundhöhle zu finden sind.
Mögliche Gewebeschäden
Das Gewebe im Mund bleibt auch von der Trockenheit an sich nicht verschont. So spüren Betroffene merklich ein Aufrauen der gesamten Mundhöhle. Dazu zählen neben der Zunge auch die Mundinnenwände, das Zahnfleisch und die Lippen. Gerade die letzteren tendieren dazu, ähnlich wie die Zunge, rissig und spröde zu werden. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern fördert auch Infektionen. Im Härtefall droht eine Speicheldrüsenentzündung, was wiederum die Speichelproduktion beeinträchtigt. So kann harte Nahrung nicht mit Speichel aufgeweicht werden. Das Schlucken kann dann zu Verletzungen und Blutungen am Zahnfleisch sowie den ausgetrockneten Schleimhäuten führen. Ein konstantes Brennen im Mund ist die Konsequenz dieser kleinen Wunden. Insbesondere Träger von Zahnprothesen werden feststellen, dass diese nicht nur an Haftkraft verlieren, sondern auch durch Scheuern das Zahnfleisch weiter reizen.
Abgesehen von den offensichtlichen körperlichen Schäden, ist auch ein psychologischer Faktor zu erwähnen. Wenn der Mund trocken ist, teilt unser Gehirn uns mit, dass wir dehydriert sind. Bei anhaltender Xerostomie wird also ununterbrochen Wassermangel suggeriert. Daraus resultiert das Gefühl ständig Durst zu haben, auch wenn wir faktisch genug getrunken haben.
Hier finden Sie Hinweise zur Linderung und Prävention zur Behandlung von Mundtrockenheit.
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Arzt, Berlin
Jan Wrede arbeitet als Arzt in Berlin. Er hat an der FAU Erlangen-Nürnberg und der Semmelweis-Universität, Budapest, Humanmedizin studiert. Bereits während des Studiums hat er zahlreiche wissenschaftliche Beiträge, insbesondere zum Thema Schnarchen, verfasst.