Obwohl prinzipiell jeder zum Schnarcher werden kann, gibt es einige Faktoren wie Übergewicht, Alkohol, Medikamente, Schlafposition und anatomische Gegebenheiten, die die nächtlichen Störgeräusche fördern. Hier lesen Sie, wie hoch das Schnarchrisiko für Sie selbst ist und bei welchen Störfaktoren Sie ansetzen sollten, um wieder möglichst ruhigen Schlaf genießen zu können
Übergewicht
Eine der wichtigsten Ursachen für Schnarchen ist Übergewicht. Bei übergewichtigen Menschen kommt es zu Fetteinlagerungen im Körper. Das weiß jeder. Den wenigsten ist aber bewusst, dass auch Fett im Mund- und Rachenraum angesammelt wird. Das engt den Atemschlauch im Rachen zusätzlich ein und fördert so die lästigen Schnarchgeräusche. Auch krankhafte Formen von Schnarchen (obstruktive Schlafapnoe, OSA) entstehen dadurch.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass eine US-Studie aus dem Jahr 2008 zu dem Ergebnis kommt, dass Adipositas (Fettleibigkeit mit krankhaften Auswirkungen) das Risiko für OSAS stark steigert. Bei leicht bis moderat adipösen Männern lag die Verbreitung von obstruktiver Schlafapnoe bei ca. 40 Prozent, bei stark adipösen Patienten lag der Wert sogar bei 40 bis 90 Prozent. Das bedeutet: Im schlimmsten Fall lag bei 9 von 10 adipösen Patienten zugleich auch eine obstruktive Schlafapnoe vor. Bei einem Body-Mass-Index (kurz: BMI) von 30 und mehr sind Schnarchen oder sogar obstruktive Schlafapnoe sehr oft ein Thema.
Ihren BMI bestimmen Sie ganz leicht mit folgender Formel:
Übergewicht führt häufig zu Zungengrundschnarchen, gegen das Anti-Schnarchschienen oder Rückenlageverhinderungswesten oder – rucksäcke helfen. Es kann auch Vibrationen im Gaumengewebe hervorrufen, gegen die häufig ein Anti-Schnarch-Mundstück hilft.
Alkohol
Jeder kennt es: Eigentlich schnarcht der Bettpartner nicht. Kaum hat er aber zu tief ins Glas geschaut, holzt er ganze Wälder ab. Komisch!
Die Erklärung: Der Alkohol entspannt die Muskeln im Rachenraum stärker als ein Schlaf ohne Promille. Das Gewebe erschlafft sehr stark und erzeugt durch Bewegung und Vibration (ausgelöst durch den vorbeiziehenden Atemluftstrom) unbeliebte Geräusche.
Schnarcher, die regelmäßig zu tief ins Glas gucken, könnten übrigens sogar einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein, dass ihr einfaches Schnarchen sich zum krankhaften Schnarchen weiterentwickelt. Denn Alkohol senkt die Leistungsfähigkeit der Atemmotorik (respiratory motor output) in den oberen Atemwegen.
Das könnte die Spannkraft des Gewebes in diesem Bereich verringern und das Zusammenfallen der oberen Atemwege begünstigen. Allerdings konnte diese Einschätzung bislang nicht ausreichend belastbar durch Studien nachgewiesen werden .
Medikamente
Es existieren Medikamente, die das Schnarchen begünstigen und im Extremfall sogar zu Obstruktionen der Atemwege (sog. Schlafapnoen) führen können. Das Wirkprinzip ähnelt dem des Alkohols: Das Medikament senkt die Muskelspannung im Rachenraum. Der vorbeiziehende Atemluftstrom versetzt das schlaffe Gewebe in Schwingungen. Die Frequenz der Schwingungen nehmen wir als Schnarchgeräusch wahr. Zu den schnarchfördernden Medikamenten zählen in erster Linie Schlaf- und Beruhigungsmittel, die Stoffe enthalten wie Benzodiazepine, Barbiturate und Antihistaminika.
Männersache
Männer schnarchen häufiger und meist auch lauter als Frauen. Eine Studie der Semmelweis Universität in Budapest fand heraus, dass ca. 45 Prozent aller Männer über 18 Jahren schnarchen. Bei Frauen liegt der Anteil der Schnarcherinnen bei nur 24 Prozent.
Das liegt an den weiblichen Geschlechtshormonen, den Östrogenen. Sie haben Einfluss auf den Serotoninspiegel. Serotonin, ein Botenstoff im Gehirn – auch bekannt als eines der Glückshormone – hat unter anderem Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Muskelspannung. Ist weniger Östrogen vorhanden, sinkt auch der Serotoninspiegel. Dadurch sinkt der Muskeltonus und die Atemwege sind während der Nacht schlaffer und können leichter in sich zusammenfallen.
Allerdings ist das nur bis zu den Wechseljahren der Fall. Danach sinkt der weibliche Hormonspiegel und bei den Frauen steigt der Schnarchpegel an. Er gleicht sich ungefähr dem Wert der Männer an – der übrigens mit fortschreitendem Alter ebenfalls weiter ansteigt: auf etwas über 50 Prozent der männlichen Bevölkerung.
Schlafposition
Auch die Schlafposition hat eine entscheidende Wirkung auf das Schnarchverhalten. Schläft man in Rückenlage, so sackt das Gewebe im Rachenraum nach hinten unten ab – der Schwerkraft sei Dank. Abhängig von der individuellen Anatomie kann das Gewebe (aber auch der Zungengrund, d.h. der hinterste Teil des Zungenmuskels) so weit nach hinten in den Rachen reichen, dass es den Atemluftstrom durch die Atemwege beeinträchtigt oder gänzlich unterbricht. In den meisten Fällen ist dann sogenanntes Zungengrundschnarchen die Folge. Bei dieser Schnarchursache helfen Schnarchschienen oder Anti-Rückenlage-Westen oder Schnarchrücksäcke.
Anatomische Gegebenheiten
Das Schnarchen kann zudem durch eine spezielle Anatomie begünstigt werden. Diese ist genetisch festgelegt. Im Fall von Schlafapnoe könnte das etwa dazu führen, dass man mit einem erhöhten Risiko von OSAS rechnen muss, wenn in der Verwandtschaft bereits Fälle von Schlafapnoe aufgetreten sind. In diese Richtung deutet jedenfalls eine US-Studie aus dem Jahr 2009 .
Zu den anatomischen Gegebenheiten, die Schnarchen begünstigen, zählen enge Stellen im Mund-, Nasen- und Rachenraum. Verursacht werden die Engstellen durch vergrößerte Körperteile wie Zäpfchen, Gaumensegel und Zungenmuskel. Ein erfahrener Hals-Nasen-Ohren-Arzt kann bei einem Schnarcher deshalb oft schon mit einem Blick in den offenen Mund erste Aussagen zu den wahrscheinlichen Ursachen machen.
Typische Verdachtsmomente für das sog. Mundschnarchen sind ein verdicktes und verlängertes Gaumenzäpfchen (weshalb man auch vom typischen „Schnarcherzäpfchen“ spricht) oder tief in den Rachen hineinhängende Gaumenbögen. Der Fachmann spricht bei Letzterem von einem “erschlafften Gaumensegel”.
Anhaltspunkte für Zungengrundschnarchen können eine überdurchschnittlich große, muskulöse Zunge oder auch Kieferfehlstellungen wie ein “fliehendes Kinn” (sog. mandibuläre Retrognathie) sein. Bei Letzterem ist der Unterkiefer auffällig weit nach hinten verlagert und verengt so – vor allem in Rückenlage – die Atemwege.
Oft führt auch eine behinderte Nasenatmung zu Schnarchen – dem sog. Nasenschnarchen. Bei vielen Schnarchern sind dann die Nasenmuscheln vergrößert oder ihre Nasenlöcher sind zu klein. Nicht zuletzt können auch Nasenpolypen die Übeltäter sein. Bei Nasenschnarchen können Nasenspreizer eine gute Lösung sein.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Die vier großen “Übeltäter des Schnarchens” sind die Schnarchauslöser Mund, Nase, Zunge und erschlafftes Gewebe im Rachen.
Schnarchschienen Vergleich
Alle unsere Schnarchschienen im Vergleich auf Tragekomfort, Anwendung, Reinigung und vielem mehr.
Kaufratgeber Schnarchschienen
Berät worauf Sie beim Kauf einer Schnarchschiene achten müssen. Wir stellen Ihnen hier verschiedene Modelle und technische Ansätze vor.
Ratgeber Protrusionsschiene – Antworten aus der Praxis
Protrusionsschienen helfen in vielen Fällen gegen Schlafapnoe. Mittlerweile sind sie auch Kassenleistung. Wie genau sie helfen und wann die Kasse zahlt.
Schnarcherschienen-Wegweiser: Antworten auf die 6 wichtigsten Fragen
Viele Menschen fragen sich,ob die Kosten für eine Schiene als Kassenleistung erstattet werden oder möchten wissen, welche Art von Schiene am besten zu ihnen passt. Hier finden Sie alles Wissenswerte auf einen Blick!
Schnarchen bei Frauen
Schnarchen Frauen anders? Wir zeigen was hilft gegen Schnarchen bei Frauen
Arzt, Berlin
Jan Wrede arbeitet als Arzt in Berlin. Er hat an der FAU Erlangen-Nürnberg und der Semmelweis-Universität, Budapest, Humanmedizin studiert. Bereits während des Studiums hat er zahlreiche wissenschaftliche Beiträge, insbesondere zum Thema Schnarchen, verfasst.